„Big Apple“ hin oder her: Die kulinarische Szene New Yorks hat mit dem typisch amerikanischen Apfelkuchen herzlich wenig zu tun. Manhattan und die übrigen Boroughs (Stadtbezirke) heben sich durch ihr reiches Angebot an Speisen aus aller Welt vom Rest der USA ab. An allen Ecken und Enden zeugen vielfältige kulturelle Einflüsse, Gerüche und Aromen von der ausgeprägten Einwanderungsgeschichte der Stadt. Wir stellen dir sieben New Yorker Stadtviertel vor, die deine Geschmacksknospen auf eine Reise durch Europa, Asien und Australien entführen werden – für die du nicht mal deinen Reisepass brauchst.
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East Village – Little Ukraine
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Osteuropäer im East Village sesshaft. Heute ist es ein alternatives, künstlerisches Bohème-Viertel, das im Laufe der Jahre nichts von seinem altmodischen Zauber verloren hat. Im hinteren Bereich des unscheinbaren National Ukrainian Home an der Second Avenue erwartet dich das Restaurant Ukrainian East Village, ein holzvertäfelter, rustikaler Zufluchtsort für Hungrige auf der Suche nach einer hausgemachten Mahlzeit.
Seit über 50 Jahren finden sich hier klassische, ohne Schnickschnack zubereitete Köstlichkeiten wie Piroggen, Borschtsch und Kohlrouladen auf der Speisekarte (in ukrainischer Sprache).
Im National Ukrainian Home befindet sich außerdem eine der Lieblingskneipen unter den Studenten der New York University, Sly Fox. Die gemütliche Tränke, in der die meisten Barkeeper Russen und Ukrainer sind, wird vor allem von jungen Leuten frequentiert, die sie bei ihrem ukrainischen Namen nennen: Karpaty.
Wenn du nach ein paar Drinks reif für eine weitere Kostprobe der lokalen Küche bist, kommst du bei Veselka immer auf deine Kosten: Es hat rund um die Uhr geöffnet. Obwohl es schon seit 1954 im Geschäft ist, bietet die innovative Speiseauswahl mit Vareniki-Spezialitäten (Teigtaschen mit Füllungen, die von Kürbis bis Rippchen reichen), Borschtsch, Bigos (ein Jägereintopf mit Krakauer Würstchen, Schweinebraten, Sauerkraut und Zwiebeln) und Plinsen sowie traditionellen Diner-Gerichten immer ein modernes, kreatives und schmackhaftes Erlebnis.
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Flushing – Mandarin Town
Die Küche im berühmten Viertel Chinatown in Lower Manhattan hat – nicht zuletzt wegen der Touristenströme – vieles von ihrer Authentizität eingebüßt. Wenn dir der Sinn nach traditioneller chinesischer Küche mit Wan Tans, Suppen, Dumplings und Eiertörtchen steht, bist du in Flushing deutlich besser aufgehoben.
Bereits in den 1970er Jahren wurde eine chinesische Gemeinschaft in diesem Stadtteil von Queens sesshaft. Heute gilt die Gegend aufgrund ihrer unzähligen asiatischen Unternehmen und der stetig wachsenden chinesischen Bevölkerung als „chinesischer Times Square“.
Bei einem Spaziergang werden dir viele unterschiedliche asiatische Sprachen und Dialekte zu Ohren kommen – passend zur ausgesprochen vielseitigen Küche, die dich hier erwartet. Das empfehlenswerteste Essen? Dumplings. Beim Imbiss White Bear sind die scharfen Wan Tans in Chilisauce (Nummer 6 auf der Speisekarte) ein ganz heißer Tipp.
Bei Joe’s Shanghai isst man an Gemeinschaftstischen mit Drehscheiben, auf denen köstliche Dumplings vorbeiwandern – und ihren Weg in restlos zufriedene Münder finden. Dan Tats (Eiertörtchen) mit mürbem Teigmantel und verschiedenen Geschmacksrichtungen aus der New Flushing Bakery runden die kulinarische Tour durch Mandarin Town ab.
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West Village – England
Wenn dich jemand mitten im West Village aussetzen würde, ohne dich über deinen Standort zu informieren, könntest du es durchaus mit einem Londoner Stadtviertel verwechseln – die britischen Ladengeschäfte, die an den Pflastersteinstraßen aus dem Boden schießen, passen perfekt ins Bild.
Wenn du es ruhig, unaufgeregt und authentisch magst, lohnt sich ein Besuch bei Myers of Keswick, einem Supermarkt mit britischen und australischen Spezialitäten wie Meat Pies und PG Tips (eine beliebte englische Teemarke), der ganz abgeschieden an der Hudson Street liegt.
An der Greenwich Avenue ist man angesichts all des farbenfrohen Kitschs und der gesprächigen britischen Angestellten versucht, „The British are coming“ zu rufen. Tea & Sympathy ist einerseits ein Restaurant, in dem du dich an traditionellen britischen Gerichten wie Bangers and Mash (Würstchen mit Kartoffelbrei) und Black Pudding stärken kannst, und andererseits ein Geschäft, das Lollis, Tee und Teezubehör verkauft. Subtilitäten sucht man hier vergebens.
Um in den Shop zu gelangen, musst du durch eine unverkennbar britische rote Telefonzelle gehen. Nebenan, bei A Salt and Battery, erwartet dich ein Fish-and-Chips-Imbiss, wo du den britischen Pub-Klassiker in Vollendung genießen kannst.
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Gramercy – Curry Hill
Gramercy ist ein Viertel an der Grenze zwischen Upper und Lower Manhattan, in dem du zahlreichen frischgebackenen College-Absolventen auf der Suche nach Unterhaltung begegnen wirst. Mit anderen Worten: Es gibt zahlreiche Bars, Restaurants und schicke Apartments.
Auf den ersten Blick wirkt die Gegend wenig charmant und in kultureller Hinsicht eher uninteressant, aber das nur auf den erste Blick: In Gramercy gibt es nämlich zwischen der 26th und 29th Street an der Third Avenue und Lexington Avenue eine Art Viertel im Viertel, das aufgrund seiner Vielzahl an indischen Restaurants, Lebensmittelläden und Shops als „Curry Hill“ bekannt ist.
Bei Mughlai Indian Cuisine, einem bescheidenen Lokal an der Third Avenue mit einfacher indischer Einrichtung und einer durch und durch authentischen Atmosphäre, erwarten dich ebenso günstige wie leckere Gerichte (darunter auch vegetarische Optionen). Hiesige Spezialitäten wie Naan, Mango Lassi, Tikka Masala und Saag Paneer stehen bei den New Yorkern hoch im Kurs.
Der reichhaltige Mittagstisch bei Pippali ist die ideale Wahl für diejenigen, die sich einen Überblick über die vielfältigen Aromen der indischen Küche verschaffen möchten, und Chawla’s 2, der zweite New Yorker Ableger der beliebten indischen Restaurantkette, bietet eine ebenso zwanglose wie einzigartige Erfahrung. Das köstliche und meisterhaft gewürzte Cream Chicken erfreut sich auf der ganzen Welt großer Beliebtheit (die Kette betreibt weitere Filialen in Australien, Neuseeland und Kanada).
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Little Italy
Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind Italiener in Little Italy ansässig. Das Viertel ist voller Restaurants aus allen Teilen Italiens, deren Angestellte ihr Bestes geben, um vorbeiziehende Touristen mit ungestümem italienischem Charme und einem freundlichen Schwätzchen an einen ihrer Tische zu ziehen.
Du jedoch solltest die Touristenfallen links liegen lassen und zu La Mela gehen. In einem riesenhaft anmutenden Raum, dessen Wände mit unzähligen Fotos geschmückt sind, werden herzhafte hausgemachte Gerichte serviert. Fast alle Angestellten sind Italiener, und an manchen Abenden geben Schnulzensänger mit Gitarren den Gästen im Speisesaal ein Ständchen.
Auf der üppigen Speisekarte finden sich italienische Klassiker wie Tomaten mit Mozzarella, gefüllte Champignons, Rigatoni Pomodoro und Piccata alla Milanese.
Umberto’s Clam House an der Mulberry Street gibt es bereits seit 1972; auch heute noch werden dort die stadtweit besten Linguine serviert.
Debatten über die Authentizität zum Trotz ist es eine lokale Lieblingsadresse, die sogar auf eine ganz eigene Mafia-Vergangenheit zurückblickt: Der bekannte Mafiaboss Matthew Ianniello (der Sohn des Restaurantbesitzers Umberto Ianniello) hielt sich in den 1970er Jahren häufig hier auf, und der New Yorker Gangster Joe Gallo wurde innerhalb dieser vier Wände erschossen.
Lass noch ein wenig Platz für Cannoli und Gelato in der 125 Jahre alten Ferrara Bakery – du erkennst sie an einem riesenhaften Cannolo, das an der Backsteinfassade angebracht ist. Mitte September kannst du das beinahe 100 Jahre alte Fest Feast of San Gennaro aufsuchen, bei dem sich die Straßen von Little Italy mit Händlern füllen, die Würstchen und Paprika, Eiscreme und Pizza unters Volk bringen.
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Lower Manhattan – Australien
Es gibt jede Menge Australier in New York City. Du wirst zahlreichen jungen Leuten aus Down Under begegnen, die auf Weltreise sind oder einer Karriere im kreativen oder kulturellen Bereich nachgehen und sich in Lower Manhattan und Williamsburg niederlassen. Dementsprechend schießen in Manhattan auch unzählige australische Restaurants aus dem Boden.
Flinders Lane in Alphabet City vereint kulinarische Einflüsse aus Südostasien, Großbritannien, Griechenland und Italien in einer ganz eigenen, modernen Variante der australischen Küche. Die Speisekarte ist reich an einzigartigen Aromen, die in Gerichten wie Meeresfrüchte-Curry-Laksa und Rote-Beete-Salat perfekt zum Ausdruck kommen.
In Greenwich Village erwartet dich das Café Bluestone Lane Collective, das den Geist von Melbourne atmet und typisch australisches Frühstück, Flat Whites und frisch gepresste Säfte serviert.
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Midtown West – Koreatown
Koreatown in Midtown Manhattan ist ein Mekka aus koreanischen Bulgogi-Restaurants, Soju-Bars, Schönheitssalons und Karaoke-Tempeln. Das erste lokale koreanische Restaurant wurde 1972 eröffnet.
Die koreanischen Einwanderer kamen mit sehr wenig Geld in die USA, da die koreanische Regierung ihren Bürgern eine Ausfuhrgrenze von 1000 USD auferlegt hatte; daher machten die günstigen Mieten und das große Fußgängeraufkommen (aus dem Empire State Building und dem Garment District) die Gegend zum perfekten Ort für Existenzgründer.
Die Straßen sind den ganzen Tag und die ganze Nacht über ausgesprochen belebt: Hier begegnest du Einheimischen (oft koreanischen Ursprungs) ebenso wie Touristen. Obwohl es jede Menge lohnenswerte koreanische Grillrestaurants gibt, solltest du auf jeden Fall bei Kang Ho Dong Baekjeong vorbeischauen: Hier wird das Fleisch direkt am Tisch gegrillt, und es gibt zahlreiche kleine Speisen (Kimchi, Meeresfrüchte-Pfannkuchen, Rinderzunge), die die von Essig und scharfen Gewürzen geprägte koreanische Küche perfekt in Szene setzen.
Hinterher kannst du dir einen süßen Nachtisch in der Tous Les Jours Bakery gönnen, wo dich eine üppige Auswahl an französisch-asiatischen Köstlichkeiten erwartet, die mit den besten Zutaten aus Südkorea zubereitet werden.
Du willst trotzdem nicht auf deinen „All American Apple Pie“ verzichten? Dann komm zu The Blue Stove in Williamsburg, wo man den besten Apfelkuchen der Stadt serviert.
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